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Meine Antwort auf die

        Frage von Frieda („ Wie-
        so er sich genau diesen Beruf

        ausgesucht hat?“)





        Im ersten Beruf arbeitete ich bei der   Fall war, wo das meiste vorgegeben
        Bahn als Schaffner. Dieser Beruf ver-  ist und der Kontakt zu Menschen oft
        änderte sich anfangs 90er Jahre und   sehr kurz war: " Ihre Fahrscheine bit-
        wurde immer stressiger, hektischer,   te, danke, ist noch jemand zugestie-
        zudem hatte ich im privaten Be-     gen, auf Wiedersehen, gute Fahrt...!
        reich einige Kontakte zu Menschen,   Interessanterweise  träume  ich im
        die am Rande der Gesellschaft leb-  Schlaf noch oft von dieser Zeit, die
        ten, und ich erlebte mich selber als   ich auf Schienen verbrachte und in
        einen, der auf Hilfe angewiesen war.   Bahnhöfen. Es war eine besondere
        Ich konsumierte ziemlich viel Alko-  Zeit und ich möchte sie nicht mis-
        hol und Drogen und hatte depressi-  sen. Ich habe in dieser Zeit meine
        ve Phasen, wo ich mich abschottete   Frau kennen gelernt, und sie fand
        von der Gesellschaft und nur meine   meine Uniform immer besonders
        Kiffer und Alk -Kumpels hatte.      chic, was ja auch nicht schlecht war.
        So erlebte ich am eigenen Leib, wie
        wichtig es ist, Menschen zu kennen,
        die einem weiterhelfen können,
        ohne selber im Sumpf zu stecken.
        So wählte ich den Beruf des Sozial-
        pädagogen. Da ich eine christliche                                       Was ich, Frieda, jetzt
        sozialpädagogische Ausbildungs-                                          über diesen Mann
        stätte besuchte, wurde die religi-
        öse Dimension betont, was mich                                           denke:
        zusätzlich motivierte, da mir der
        Glaube an Gott sehr wichtig  war
        und ist. Damals, als ich die Ausbil-                                     „Ein Mann, der weiß, wovon er
        dung machte, tat sich mir eine neue                                      spricht! Ein Mann, der aus eige-
        faszinierende Welt auf und ich fühl-                                     nen Erfahrungen heraus agiert und
        te mich angekommen in dem, was                                           handelt. Der sogar die Pfütze
        ich mir eigentlich zutiefst wünsch-                                      des Lebens geküsst hat.“
        te, wo ich meine Gaben einbringen
        konnte  und  ich mehr Freiheiten
        hatte, was im ersten Beruf nicht der

            Thematische Aspekte und Vertiefungen



            Selbsterfüllende Prophezeiung : Erfahrungen damit
            Oscarfragen

            Mail von Titus: Der Tag X
            Der Aussagewert von Persönlichkeitstests

            Warum Persönlichkeitstests gut ankommen und was von ihnen zu halten ist

                                                                                                                     27
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