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ich aufs soziale Terrain und arbeite   25 Jahre sind eine lange Zeit und die
                                            seit 25 Jahren in einer Institution   Zufriedenheit und Freude an der Ar-
                                            für psychisch kranke Menschen.      beit, die seine Worte spiegeln, lassen
                                            Es gefällt mir, die eher langsamen   mich vermuten, dass ihn die Arbeit
                                            Entwicklungsprozesse dieser Men-    nicht nur Kraft kostet, sondern ihn
                                            schen zu begleiten und zu helfen,   auch beflügelt ( im Flow).
                                            ihre Ressourcen zu entdecken und    Er wirkt besonnen und begeistert,
                                            zu fördern. Es braucht einen langen   identifiziert  sich mit seinem Beruf
                                            Atem und Fachkenntnisse der ver-    (seiner Berufung) und ist sich wohl
                                            schiedenen  Krankheitsbilder  und   bewusst, dass insbesondere der Glau-
                                            wie man damit umgehen kann. Vie-    be an Jesus ihn trägt und ihm die
        Meine Antwort auf die               le dieser Menschen sind interessiert   Geduld und Liebe schenkt, kleinste
                                                                                Fortschritte der betreuten Menschen
                                            an  religiösen  Fragen  und  freuen
        Frage  von  Max  („Herr             sich, wenn sie, was in der Psychiat-  freudig wahrzunehmen.
        Härtner, ich freue mich, einen      rie sonst nicht üblich ist, mit einem   Er arbeitet, denke ich mir, in einer
                                                                                Institution und noch wichtiger in
                                            Betreuer beten können. Oftmals ist
        Sozialpädagogen kennenzuler-        das die größte Entlastung in all den   einem Team mit einem christlichen
        nen, komme ich selbst beruf-        Problemen und Ängsten. In dieser    Leitbild. Gebet mit den betreuten

        lich doch auch aus der sozialen     Arbeit entsteht eine große emotio-  Menschen - so entnehme ich es sei-
        Sparte. Darf ich fragen, was Ihre   nale Nähe zu den Menschen, was      nen Worten - scheint nicht nur ge-
        Motivation war, gerade diesen       aber heißt, dass man lernen muss,   duldet, es wird als wichtiges Angebot
                                                                                gefördert und geschätzt.
                                            sich abgrenzen zu können. Gerade
        Ausbildungs- und Berufszweig        in dieser Hinsicht ist der Glaube an   Die ausdrückliche Erwähnung des
        einzuschlagen und mit wel-          Gott und Jesus eine große Hilfe. Er   Miteinanders im Team und des Spa-
        chen  Menschen  -  "Klienten"       steht immer zwischen mir und dem    ßes bei der Arbeit weckt in mir die
        klingt so wenig menschlich -        Menschen, was entlastend ist. Gott   Vorstellung, dass er ein Team-Player
        Sie arbeiten?“)                     sei Dank sind wir ein gut eingespiel-  ist. Weiter könnte ich mir denken,
                                            tes Betreuerteam. Wir können uns
                                                                                dass  Teambesprechungen  eventuell
                                            gegenseitig gut motivieren und ha-  nicht nur dem fachlichen Austausch
        Als ich die Ausbildung angefangen   ben sogar auch Spaß bei der Arbeit.   dienen sondern darin als fester Be-
        habe, hieß die Schule noch: Schule   Es ist wirklich ein sehr spannender   standteil auch für die Arbeit und die
        für Sozialtherapie. Sozialpädagogik   Beruf, der enorm vielseitig ist.  betreuten Menschen gebetet wird.
        ist  meines  Wissens  mehr  auf  jün-                                   Hier lehne ich mich etwas aus dem
        gere Menschen und Kinder ausge-     Was ich, Max, jetzt von             Fenster, aber so habe ich es eben mit
        richtet. Das therapeutische Arbei-                                      meinem Team auch. Ich meine hier
        ten hat mich von Anfang an mehr  diesem Mann denke:                     gleiche Erfahrung zu spüren.

        angezogen als Pädagogik,  welche
        doch  etwas andere Schwerpunk-      Ein sehr engagierter Mensch, der an-  Zum Schluss kann ich noch vermu-
        te hat. So war die Motivation, mit   deren Menschen mehr geben möch-    ten, dass Thomas Härtner wohl auch
        Erwachsenen zu arbeiten, stärker.   te als wertschätzende Höflichkeit.   über die Arbeit hinaus ehrenamtlich
        Mittlerweilen habe ich entdeckt,    Fachlich kompetent aber mit Empa-   engagiert ist.
        dass in der Arbeit mit Erwachse-    thie soll die Begegnung sein. Persön-
        nen auch pädagogisches Handeln      liche Reifung (im Glauben?) führte
        zum Tragen kommen kann. Im ers-     zum Paradigmenwechsel nach dem
        ten Beruf war ich Schaffner bei der   ersten Drittel seines Berufslebens.
        Bahn in der Schweiz. Der Kontakt zu   Die Erkenntnis, dass Pädagogik auch                       Foto: ©Victor Tongdee-fotolia.com
        Menschen war beschränkt darauf,     bei Erwachsenen sinnvoll einzubrin-
        Fahrscheine  zu kontrollieren, Aus-  gen ist, zeigt mir, dass Herr Härtner
        kunft zu geben, berufliche Höflich-  auch im Beruf seine Erfahrungen re-
        keit, Uniform, etc. Mit 31 wechselte   flektiert und sich weiter entwickelt.



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